Reisebericht West-Malaysia
12. April bis 29. April 2004
Gruezi - Selamat Datang*
Mit einem Minibus fahren wir von Suratthani in Thailand direkt nach Georgetown in Malaysia. Die Fahrt dauert rund zehn Stunden. Neben uns ist noch eine mehrköpfige Frauengruppe im Bus. Aus den Gesprächen und Gesten können wir entnehmen, dass sie einen Ausflug nach Georgetown machen. Wir beide sind während der ganzen Fahrt eher schweigsam und abgekämpft. Wir gehen unseren Gedanken nach und fragen uns immer noch, weshalb wir uns im Gegensatz zu den meisten anderen Touristen für Thailand nicht wirklich begeistern können.
Malaysia besteht aus zwei völlig unterschiedlichen Landesteilen, die durch das südchinesische Meer voneinander getrennt sind: Westmalaysia umfasst den Südteil der malaiischen Halbinsel, im Norden und Nordwesten der Insel Borneo liegen die beiden ostmalaiischen Teilstaaten Sarawak und Sabah. Malaysia hat über 20 Millionen Einwohner. Man unterscheidet zwischen Bumiputras, den "Söhnen der Erde", und den eingewanderten Bevölkerungsgruppen. Zu den Bumis, wie die Bumiputras verkürzt genannt werden, gehören alle Gruppen, die nicht erst während oder nach der Kolonialzeit eingewandert sind, wie die Chinesen und Inder. Der Anteil der Chinesen beträgt 30 Prozent, jener der Inder acht Prozent. 53 Prozent aller Malaien sind Moslems.
Ein wesentlicher Reiz Malaysias liegt in dieser Vielfalt der Völker. Aus religiösen und anderen Gründen haben sich die verschiedenen Rassen nur wenig miteinander vermischt und konnten ihre kulturellen Eigenarten erhalten. In dieser von vielen Klassen und Kulturen geprägten Gesellschaft begegnet man auf engem Raum und oft in unmittelbarer Nachbarschaft den verschiedenen Religionen: Moscheen, buddhistischen und taoistischen Tempeln, Hindutempeln oder christlichen Kirchen. Im islamisch geprägten Malaysia ist die Religionsfreiheit verfassungsmässig garantiert, die Menschen sind hier aber grundsätzlich sehr tolerant.
Die Völkervielfalt spiegelt sich auch im kulinarischen Angebot wider. Dieses reicht von malaiischen, über indische oder chinesische Restaurants bis hin zu amerikanischen Fastfood Ketten. Von diesem vielfältigen Angebot ziehen wir die indischen Spezialitäten vor: Dahl (Linsengericht), Naan (Fladenbrot), Tandoori Chicken oder ein erfischendes Lassi (Yoghurtdrink).
Malaysia ist eine parlamentarisch demokratische Wahldemokratie. Das Staatsoberhaupt ist der Koenig. Dieser wird von den malaiischen Sultanen, den Oberhäuptern in den dreizehn Teilstaaten, für jeweils fünf Jahre gewählt. In letzter Zeit hielt man sich an eine bestimmte Reihenfolge, die Sultanate wechseln sich demnach in der Besetzung des Koenigs im Turnus ab. Der Koenig hat nur eine repräsentative Funktion. Die Regierung ist ansonsten nach dem Muster westlicher Demokratien aufgebaut. In den letzten 23 Jahren fungierte Mahatir Mohamad als Premierminister. In seiner Amtszeit mutierte Malaysia von einem rohstofforientierten Land in eine Industrienation. Das starke Aufkommen fundamental islamistischer Strömungen wird in nächster Zeit von grossem politischem Interesse sein.
Die westlich der malaiischen Halbinsel liegende Insel Penang mit der Hauptstadt Georgetown erreichen wir spätabends. Die Insel ist mit einer 14 Kilometer langen Brücke mit dem Festland verbunden. Unweit der Stadt befindet sich die größte buddhistische Tempelanlage von Malaysia, der Kek Lok Si Tempel. Die Anlage wurde Ende des 19. Jahrhunderts in über 20 Jahren Bauzeit auf einem Hügel erbaut. Das Hauptstück ist die 1930 fertig erstellte 30 Meter hohe Pagode der zehntausend Buddhas. Die Buddhafiguren sind auf Kacheln im inneren dargestellt. Jede Ebene des Turmes hat eine andere Architektur, was ihm eine eigene Faszination verleiht: Die Basis ist chinesisch, der Mittelteil thailändisch und die Spitze im burmesischen Stil gehalten. Oberhalb der Pagode steht die grosse, weisse, ebenfalls 30 Meter hohe Statue, der Göttin der Gnade, Kuan-Yin. Sie soll in nächster Zeit ein Dach erhalten, damit sie nicht mehr tagtäglich den Launen des Wetters ausgesetzt ist. Mönche sammeln Spenden, um das Bauwerk zu finanzieren. Wir tragen unseren Teil dazu bei, indem wir mit unserer Spende einen Dachziegel kaufen, und diesen mit unserem Namen versehen. Vorsichtig tragen wir ihn zum Lager, wo die Ziegel bis zum Beginn des Baus aufbewahrt werden.
Mit den öffentlichen Bussen lässt sich die "Perle des Orients", wie Penang oft genannt wird, leicht erkunden. Auf der 1'000 Quadratkilometer grossen Insel findet man Nelken-, Muskat- und andere Plantagen, malaiische Fischerdörfer, touristisch erschlossene Strände und eben die geschäftige, von Chinesen und der indischen Minderheit geprägte Hauptstadt Georgetown. Dort findet man gut erhaltene Häuserzeilen aus der Kolonialzeit.
Eine Fahrt mit der Standseilbahn auf den 821 Meter hohen Penang-Hill wollen wir uns nicht entgehen lassen. Doch leider müssen wir an der Talstation zur Kenntnis nehmen, dass der Betrieb seit letztem Dezember eingestellt ist. Man warte auf ein neues Seil aus der Schweiz, teilt man uns mit. So nimmt Lea am nächsten Tag die Besteigung zu Fuss in Angriff. Für den beschwerlichen und schweisstreibenden Aufstieg wird sie mit einem herrlichen Rundblick entlohnt.
Nach ein paar erholsamen Tagen in Georgetown durchqueren wir mit einem Bus das Festland und erreichen nach sieben Stunden Fahrt die Stadt Kota Bharu an der Ostküste. In der Stadtmitte, auf dem grossen Platz zwischen Markthalle und Busbahnhof, werden abends Essensstände aufgebaut. Die Auswahl an lokalen Mahlzeiten ist gross: Laksa (Nudel mit würziger Suppe), Nasi Kerabu (blauer Reis, Kokosnuss, Fisch und Gewürze), Nasi Lemak (Reis, Kokosnuss, Gurken, Eier und Erdnüsse) oder Murtabak Sayur (Gemüseomelette) sind nur einige der Köstlichkeiten, die wir probieren. Während des täglichen Abendgebetes, zwischen 19 und 20 Uhr ruht der Essensmarkt. Die Gläubigen strömen in die Moschee, und auch wir werden zum Verlassen des Marktes aufgefordert. Der Zentralmarkt Kota Bharus ist einer der farbenprächtigsten und geschäftigsten in ganz Malaysia. Die Auswahl an Obst, Genuesen und Gewürzen inner- und ausserhalb des Gebäudes ist riesig. Wir geniessen eine frische Wassermelone und Rambutan, eine den Lychees ähnliche Frucht.
Frühmorgens fahren wir mit dem Bummelzug durch Dschungellandschaften nach Jerantut, dem Ausgangsort für Ausflüge in den Nationalpark Taman Negara. Der Parkt ist 4'343 Quadratkilometer gross und liegt fast im Zentrum der Halbinsel. Der Primaerurwald des Parks ist mit rund 130 Millionen Jahren der älteste der Erde. Eine 60 Kilometer lange fahrt mit einem Langboot auf dem Tempeling Fluss führt uns in den Ort Kuala Tahan. Dort befinden sich Unterkunftsmöglichkeiten und Restaurants. Der Parkeingang befindet sich am gegenüberliegenden Ufer, das man mit der Fähre erreicht. Das Angebot an Wanderungen im Park reicht vom stündigen Spaziergang bis zu längeren Trecks von zehn Tagen. Ein besonderes Erlebnis ist der Canopy-Walk. Der hängebrückenartige Weg führt mit Zwischenstationen an den Stämmen von Urwaldriesen in 25 Meter Höhe durch den Dschungel. Der Blick auf die Wipfel der Urwaldbäume ist eindrücklich.
Am folgenden Tag starten wir um zehn Uhr zu einer längeren Wanderung. Wir entschliessen uns für den elf Kilometer langen Weg nach Kuala Trenggan. Dieser führt dem Fluss entlang, was uns die Orientierung erleichtert, denn nicht immer sind die Wege durch den Dschungel gut markiert. Entgegen unserer Erwartungen führt der Pfad oftmals über steile Hügel, zudem treibt uns die schwüle Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit den Schweiss so richtig aus allen Poren. Oft müssen wir über umgestürzte Bäume klettern, oder die Fortsetzung des Pfades im Dickicht suchen. So legen wir nur gerade zwei Kilometer in der Stunde zurück. Wir sind froh, die Bootsanlegestelle in Kuala Trenggan vor der Abfahrt des einzigen Bootes zurück nach Kuala Tahan zu erreichen. Von den im Park lebenden Tieren haben wir lediglich eine Schlange, wilde Affen und viele Insekten gesehen. Das Gezwitscher der Vögel hat uns während der ganzen Wanderung begleitet.
Ein Bus bringt uns nach Kuala Lumpur, der 1.5 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Malaysias. Wir werden mit einem tropischen Gewitterregen Willkommen geheissen. Als wir unseren Bus verlassen, schüttet es wie aus Kübeln. Die Strassen sind im Nu überflutet, und die Autos lassen beim Durchfahren der Wasserlachen die Gischt meterhoch aufspritzen. Zum Glück ist die gedeckte Treppe zur Monorailstation nicht weit von der Bushaltestelle entfernt. Als wir unseren Zielbahnhof im Stadtzentrum erreichen, regnet es immer noch. Wir sind aber bald in unserem Gästehaus, einem alten Kolonialgebäude in der Innenstadt.
Kuala Lumpur, oder KL wie die Stadt meist genannt wird, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Gab es vor 30 Jahren noch kaum Hochhäuser, dominieren heute Gebäude wie die 452 Meter hohen Petronas Twin Towers (momentan die beiden höchsten Gebäude der Welt) oder der dritthöchste Fernsehturm der Welt, der KL-Tower. Auf einem Stadtspaziergang besichtigen wir einige Sehenswürdigkeiten: die von Kokospalmen umgebene Freitagsmoschee, das Artdeco Gebäude des Zentralmarktes, wo sich heute Boutiquen, Souvenirshops und Kunstläden aneinander reihen, den moscheeartigen ehemaligen Hauptbahnhof und die eher futuristisch anmutende Nationalmoschee Masjid Negara. Die Moschee bietet Platz für 20'000 Gläubige. Ihr schlankes Minarett ist 75 Meter hoch. Vor dem Gebäude des Bangunan Sultan Abdul Samad mit dem 41 Meter hohen Uhrturm treffen wir auf eine Gruppe Studentinnen, die unbedingt zusammen mit Lea ein Gruppenfoto machen will. Ein seltsames Bild: inmitten der jungen Studentinnen mit ihren traditionellen Kopftüchern eine westlich gekleidete Touristin. Am Abend bestaunen wir die weit in den Himmel ragenden Türme der Petronas Türme. Dann tauchen wir ein in die luxuriösen Shopping-Arkaden, die sich in den untersten Etagen der Türme befinden. Der Kontrast zu den Läden und Essstände, die wir am Nachmittag im Chinesenviertel angetroffen haben, könnte nicht größer sein. Wir können dem Konsumrausch widerstehen, schliesslich ist der Platz in unseren Rucksäcken beschränkt.
Das Gebiet der Cameron Highlands wurde von den englischen Kolonialherrschern wegen ihres angenehmen kühlen Klimas als Erholungsgebiet sehr geschätzt. Das Hochland liegt zwischen 1300 bis 2000 Meter über Meer, im Herzen der Titiwangsa-Bergkette. Wir erreichen die Cameron Highlands mit dem Bus ab KL in vier Stunden. Der Ort Tanah Rata ist Ausgangspunkt für Wanderungen und Ausflüge in die nähere Umgebung. Bekannt sind vor allem die Teeplantagen, die sich wie Plüschteppiche über ganze Hügelketten erstrecken. Daneben wird aber auch viel Gemüse, Schnittblumen sowie Früchte angebaut. Der Ort selbst hat wenig zu bieten.
Wir kehren nach KL zurück, wo wir den Zug nach Singapore besteigen. Der Stadtstaat dient uns lediglich als Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Indonesien. Malaysia liegt hinter uns, wir freuen uns auf neue Erlebnisse in Indonesien.
*so begrüßt man sich in Malaysia
Topps und Flopps MALAYSIA
Topps
Flopps
Reisebericht Sarawak
28. Mai 2004 bis 19. Juni 2004
Grüezi - Selamat Datang*
Am späten Nachmittag treffen wir nach einer neunstündigen Fahrt in einem komfortablen Bus am Busterminal in Kuching ein. Nach dem Grenzübergang in Entikon ist uns schon die weitaus bessere Infrastruktur in Malaysia im Vergleich zu Indonesien aufgefallen. Und hier in Kuching erleben wir auch eine ganz andere Mentalität: Die wartenden Taxi-, Moped- und Busfahrer nehmen keine Notiz von uns, kein Schreien und Gedränge. Im ersten Moment eine sonderbare Situation, die wir aber geniessen.
Kuching, die Hauptstadt Sarawaks, ist eine schön am Sarawakfluss gelegene Stadt mit touristenfreundlicher Infrastruktur. Nach einer Legende erhielt die Stadt ihren Namen aufgrund eines Sprachmissverständnisses. Als der englische Abenteurer James Brooke zum ersten Mal mit seinem Schiff vor der Stadt eintraf, deutete er mit der Hand auf den Ort, um von seinem malaiischen Übersetzer den Namen zu erfahren. Dieser war jedoch der Meinung, Brooke deute auf eine vorbeistreunende Katze und nannte ihm das malaiische Wort für Katze, Kuching. Sarawak ist mit 125'000 Quadratkilometern der grösste Teilstaat Malaysias und ist auch als "Land des Nashornvogels" bekannt. Heute ist der exotische Vogel vom Aussterben bedroht und nur noch selten zu beobachten.
In der Wirtschaft Sarawaks nehmen die reichen Ölvorkommen vor seinen Küsten eine herausragende Rolle als wichtiges Exportgut ein. Malaysia bezieht als einer der grössten Pfefferlieferanten der Welt ungefähr 90 Prozent des Pfeffers aus Sarawak. Holz ist ein weiteres Exportgut, es stammt aus den riesigen Urwaldgebieten Borneos. Ursprünglich gab es rund 13.4 Millionen Hektaren Primärurwald. Doch der Raubbau durch multinationale Konzerne hat bereits einen Grossteil davon zerstört. Tropenholz hat einen grossen Prestige- und Nutzwert. Es wird zu Möbel, Fenster und Türen aber auch zu Papier und Pappe verarbeitet. Zum Verschwinden der Regenwälder trägt auch das Anlegen riesiger Palmölplantagen bei. Malaysia stellt über 60 Prozent der weltweiten Palmölproduktion her. Wenn die derzeitige Zerstörung anhält, werden Südostasiens Regenwälder bereits in 20 Jahren verschwunden sein.
Sarawak hat etwa 2.2 Millionen Einwohner. Rund 40 Prozent davon leben in den drei wichtigsten Städten Kuching, Sibu und Miri. Die Bevölkerung setzt sich aus insgesamt 26 unterschiedlichen ethnischen Gruppen zusammen.Uns dient Kuching als Ausgangspunkt in die nähere Umgebung. Unweit der Stadt liegt das Sarawak Cultural Village, der "Ballenberg" Ost-Malaysias. Dort finden wir sieben typische Wohnhäuser der in Sarawak beheimateten Volksstämme. Es sind dies: Bidayuh, Iban (Kayan, Kenyah), Penan, Orang Ulu, Melanau, Malayen, Chinesen. Jede Gruppe präsentiert den Besuchern ihr Alltagsleben, ihr Handwerk und ihre Volkstrachten. Bei den Penanhütten kann sich Christian erstmals im Blasrohrschiessen üben. Mit wenig Erfolg! Der Penankrieger kann ob des Orang Putih (weisser Mensch) ein schelmiges Lächeln nicht unterdrücken. Beim Volk der Melanau lernen wir Sago kennen. Die uns offerierten Sagocrackers schmecken ausgezeichnet. Zur Herstellung dieses Snacks wird das Holz der Sagopalme geraspelt, in Wasser eingelegt, der dann milchige Saft wird über dem Feuer eingekocht, anschliessend wird der Teig ausgewallt, in Rechtecke geschnitten und auf dem Ofen getrocknet. Für die Menschen der Melanau stellt nicht wie bei den meistens Völkern Asiens der Reis, sondern eben Sago das Grundnahrungsmittel dar.
Südlich von Kuching liegt das Semenggok Orang Utan Rehabilitationszentrum. Das Ziel des Zentrums ist die Wiedereingliederung von Orang-Utans in ihren natürlichen Lebensraum. Die in Semenggok lebenden Tiere sind von Privatpersonen gefangene und später konfiszierte Orang-Utans, oder solche, die man beim Roden der Regenwälder gefunden hat. Zweimal täglich finden Fütterungen statt, bei denen die im Urwald lebenden Affen an die Fütterungsplatform zurückkehren können. Bei unserem Besuch können wir vier Orang-Utans beobachten.Wir verlassen Kuching mit dem Expressboot und sind nach vier Stunden Fahrt über das Meer und auf dem Rajang Fluss in Sibu, der zweitgrössten Stadt Sarawaks. In der bedeutenden Hafenstadt ist es kurzweilig, den anlegenden Schiffen zuzuschauen oder vom obersten Stockwerk der chinesischen Pagode die Stadt zu überblicken. Zu unserer Freude können wir auf dem interessanten Nachtmarkt lokale Essenspezialitäten geniessen. Weiter flussaufwärts, inzwischen 242 Kilometer von der Küste entfernt, liegt Kapit, ein weiteres Handelszentrum. Wer von hier weiter ins Landesinnere vordringen will, braucht eine Genehmigung der Behörde. Das amtliche Papier wird uns rasch und unbürokratisch ausgestellt. Es ist noch eine weitere Tagesreise mit dem Boot bis nach Belaga. Dieser kleine Ort stellt praktisch die Grenze zwischen Zivilisation und Urwald dar. Daniel, ein Touristenführer aus Belaga, offeriert uns eine mehrtägige Tour am Oberlauf des Rejang. Die in diesem Gebiet liegenden Dörfern sollen nach Beendigung des riesigen und stark umstrittenen Staudammprojekts von Bakun überflutet werden. Die Bewohner werden bereits heute von der Regierung zur Umsiedlung aufgefordert. Etliche Dörfer weigern sich jedoch aus verschiedenen Gründen ihre angestammten Lebensräume zu verlassen. Die Begegnungen mit dem Nomadenvolk der Penan und den in Langhäusern lebenden Kayan ist einer der Höhenpunkte unserer bisherigen Reise (siehe Spezialbericht "Abenteuerliche Flussreise ins Herzen Borneos").
Nach fünf abenteuerlichen Tagen im Urwald fahren wir mit dem Bus zurück in die Zivilisation, an die Westküste nach Bintulu. Weiter nördlich in Miri wohnen wir dem Volksfest Hari Gawai bei. Wir bestaunen im Civic Center verschiedene Volksgruppen in ihren Trachten und bei der Demonstration ihres typischen Handwerks. Am Abend findet im Stadion die Abschlussfeier statt. Inmitten von Tausenden malaiischen Zuschauern nehmen wir ebenfalls daran teil. Der Anlass wird vom Fernsehen übertragen und der malaiische Koenig ist als Ehrengast anwesend. Seine Ansprache ist von Patriotismus geprägt. Der Koenig ruft die malaiische Vision in Erinnerung, bis zum Jahr 2020 den Status eines Entwicklungslandes abstreifen zu können und die Wandlung zum Industriestaat geschafft zu haben. Die anschliessenden Vorführungen reichen von traditionellen Liedern und Tänzen bis zu den vielbejubelten aktuellen Stars der malaiischen Popszene.
Von Miri aus organisieren wir unseren Abstecher in den Mulu Nationalpark. Die meisten Besucher fliegen ob des beschwerlichen Landweges in den Park hinein. Wir ziehen jedoch die Landroute vor. Die Fahrt mit dem Jeep auf der Holzfällerstrasse führt durch endlosweite Palmölplantagen, die auf gerodetem, abgeholztem Dschungelgebiet angelegt wurden. Das Ausmass der bereits vernichtenden Regenwaldgebiete und das Tempo, in dem die Zerstörung fortschreitet, stimmt uns nachdenklich. Die eineinhalb Tage im Jeep über Stock und Stein schütteln uns so richtig durch. Nach der holprigen Fahrt sind wir froh, das letzte Stück auf dem Weg in den Nationalpark auf dem Fluss bewältigen zu können. Im Mulu Nationalpark befinden sich einige der längsten Höhlen Südostasiens. Die spektakuläre Sarawakkammer ist als der grösste Höhlenraum der Welt bekannt. Nicht weniger als 40 Jumbojets sollen darin Platz finden. In einer anderen Höhle leben mehr als zwei Millionen Fledermäuse, die abends die Höhle in Gruppen verlassen und auf Nahrungssuche gehen. Auf dem abendlichen Flug frisst jede einzelne Fledermaus 20 bis 50 Gramm Insekten. Die ganze Fledermauspopulation vertilgt demnach täglich zwischen 20 bis 40 Tonnen.
Der Hauptgrund unseres Parkbesuches stellt die Wanderung zu den Pinnacles dar. Diese Kalksteinformation befindet sich auf 1750 Metern über Meer und ist rund zwei Tagesetappen vom Hauptquartier entfernt. Mit dem Boot fahren wir in den Park hinein. Der Melinaufluss führt zu dieser Jahreszeit sehr wenig Wasser und schon bald fahren wir auf die ersten Steine auf. Wir müssen ins kühle Nass springen und das Boot stossen. Dieses Prozedere wiederholt sich während der ganzen Fahrt mehrmals, bis wir die restlichen acht Kilometer durch den Primärregenwald zu Fuss in Angriff nehmen. Die Unterkunft in Camp 5 liegt idyllisch am Fusse des Mount Api. Die Landschaft erinnert uns stark an die Schweizer Berge, einzig die Temperaturen liegen um einiges über jenen in den Alpen. Am Morgen des nächsten Tages starten wir zum steilen Aufstieg. Vor uns liegen 1200 Höhenmeter, verteilt auf eine Strecke von lediglich 2.5 Kilometern. Unser Führer schlägt ein horrendes Tempo vor, dem wir folgen. Nach etwas mehr als zwei Stunden geniessen wir schweissgebadet den Blick auf die spitzigen Felsnadeln der Pinnacles. Wir erfreuen uns an der wunderbaren Fernsicht über den Regenwald. Der Abstieg ist fast beschwerlicher als der Aufstieg und wir sind froh, die 17 Leitern und engen Passagen unfallfrei bewältigen zu können. Zurück im Basislager stürzen wir uns in den Bach und geniessen das kühlende Bad. Unser Führer bereitet uns ein köstliches Nachtessen zu und ist sichtlich stolz über seine beiden Schweizer Touristen. Er lässt uns wissen, dass nicht alle Aufstieg so rasch wie wir schaffen würden. Er sei manchmal froh, vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein. Am nächsten Morgen kehren wir ins Hauptquartier zurück, von wo aus wir gleichentags nach Miri zurückfliegen. Unser nächstes Reiseziel ist das Sultanat Brunei. Sarawak liegt hinter uns, wir freuen uns auf weitere Erlebnisse in Brunei.
*so begrüsst man sich in Sarawak.
Topps und Flopps SARAWAK
Topps
Flopp
Spezialbericht Sarawak: Abenteuerliche Flussreise ins Herzen Borneos
Die Lichtscheine von zwei Taschenlampen kommen uns am Flussufer näher. Im Dunkeln sind nur die Silhouetten der beiden Gestalten auszumachen. Unser Puls geht schneller und wir fragen uns, was da wohl auf uns zukommt. Viel Zeit zum überlegen bleibt uns nicht, denn schon stehen die zwei Jäger des Penan-Stammes vor uns. Sie sind nur mit Unterhosen bekleidet. Beide sind mit einem Gewehr bewaffnet. Uns fällt auch ihr für die Penan typische Haarschnitt auf, der uns an Bruno Manser, wie wir ihn von Fotografien her kennen, erinnert. Nach einer langen Fahrt mit dem Boot auf dem Batang Balui hoffen wir, bei den Penan eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Werden die Penan uns wohlgesinnt sein und uns in ihrem Camp willkommen heissen? Oder werden sie uns Fremden ablehnend begegnen?
Der Tag begann für uns in Belaga. Der kleine Ort liegt drei Tagesreisen mit dem Boot von Kuching entfernt am Oberlauf des Rejang Rivers, wo dieser sich in Belaga und Balui teilt. Der Ort stellt praktisch die Schwelle zwischen Zivilisation und Wildnis dar. Nördlich von Belaga wird das riesige Staudammprojekt von Bakun realisiert. Es soll Sarawak und über eine Stromleitung unter dem Meer hauptsächlich auch Westmalaysia mit Strom versorgen.Das Bauwerk wird nach seiner Fertigstellung zur Überflutung und Zerstörung riesiger Regenwaldgebiete führen. Viele Dörfer im Regenwald werden bereits heute zur Umsiedlung in neue Siedlungen aufgefordert. Aber nicht alle Stämme sind einverstanden und leben weiterhin im Dschungel, andere wiederum sind bereits umgezogen.
Zu unserer Bootstour starteten wir viel zu spät. Mit uns saßen der Reiseführer Daniel, der Bootsführer und sein kleiner Sohn sowie die beiden Touristen Ricky aus Kanada und Raffael aus Polen im Boot. Die verspätete Abfahrt führte dazu, dass wir beim Einbrechen der Dunkelheit noch weit von unserem Tagesziel, einem Langhaus in einem Dorf der Kayan, entfernt waren. Das Navigieren auf dem Fluss wurde im Dunkeln für unseren Boostführer immer schwieriger und wegen der Stromschnellen auch gefährlich. Da entschied sich unser malaiischer Reiseführer Daniel, am Flussufer nach Lebenszeichen von Penanjägern Ausschau zu halten. Er begann, in der Sprache der Penan in den Regenwald zu rufen, um dadurch auf uns aufmerksam zu machen. Und tatsächlich, schon bald sahen wir im Wald zwei Taschenlampenlichter aufleuchten - und bald wieder verschwinden. Dann erschienen die Lichter erneut, wir hörten Gerede in einer uns fremden Sprache und fuhren mit dem Boot ans Ufer.
Und nun stehen wir also den beiden Kriegern des Nomadenvolks der Penan gegenüber. Sie lassen unseren Führer wissen, dass sie uns zwar in ihrer einfachen Unterkunft willkommen heissen, dass dort aber für weitere Leute zum Übernachten kein Platz sei. Die Penan haben hier, weit entfernt von ihrem Dorf, Quartier bezogen um Wildschweine zu jagen. Ihre Jagdhütte ist sehr einfach: Ein Boden aus Holzbrettern und ein Blechdach, darunter eine offene Feuerstelle. Die Hütte bietet genug Platz für die fünf Penan, aber zuwenig für weitere vier Touristen und ihren Führer. Auch wenn unsere Hoffnung auf ein Nachtlager geschwunden ist, müssen wir keinen Hunger leiden. Die Penan kochen für uns über dem Feuer den Wildschweinekopf, den wir als Verpflegung dabeihaben. Dazu gibt es Reis und sogar Kaffee.
In der Zwischenzeit hat es angefangen zu regnen. Der Häuptling der Penan meint jedoch, um elf Uhr Nachts könnten wir mit Hilfe des Mondscheines zum nächsten Dorf fahren. Wir würden aber viel lieber hier übernachten, denn zurück aufs Boot um in der Dunkelheit weiterfahren - nein, das wollen wir nicht. Um elf Uhr regnet es immer noch. Wir sind froh, als uns die Penan schließlich doch erlauben, bei ihnen zu schlafen. So teilen wir den spärlichen Platz und wir alle können im Schutz der kleinen Hütte übernachten. Bereits um fünf Uhr in der Früh verlassen die Penan die Unterkunft und gehen auf die Jagd. Vorher machen sie noch Feuer und kochen uns Kaffee. Wir erfahren eine grosszügige Gastfreundschaft, wofür wir den Penan ewig dankbar sind.
Weiter geht es dann den Fluss aufwärts zu einfachen Dörfern der Kayan, wo wir überall sehr herzlich willkommen geheißen werden. Touristenbesuche sind hier selten und bilden eine Abwechslung zum recht eintönigen Alltag der Bewohner. Uns wird von den wenigen Nahrungsmitteln, die sie haben, alles angeboten: Bananen, Crackers, getrocknetes Wildschwein, Reis, Tee, Kaffee. Im Dorf unserer Gastfamilie wird uns alles gezeigt und Lea kann sich sogar in der Küche behilflich zeigen. Doch ihre Handfertigkeit beim Klebreis in Bananenblätter verpacken, lässt etwas zu wünschen übrig. Lea unterscheidet sich aber noch in etwas anderem: Die meisten Kayanfrauen haben ihre Arme, Beine und Füsse tätowiert. Die Muster geben Auskunft über den Stand und das Ansehen der einzelnen Frauen. Die Tattoos sind jedoch auch ein natürlicher Schmuck und sollen verhindern, dass die Haut im Alter Runzeln und Falten bekommt. Gleichzeitig tragen die älteren Frauen noch sehr schwere Ohrringe. Durch das jahrelange Tragen werden die Ohrläppchen immer länger und die Löcher immer groesser. Heutzutage ist dieser Art von Ohrschmuck aber immer weniger Brauch, auch die Tattoos sind nicht mehr alltäglich. Die alten Männer haben ebenfalls Löcher in den Ohren. Sind die Löcher oben am Ohrläppli, deutet dies darauf hin, dass diese Männer in den Krieg gezogen sind und dabei getötet haben. Die Löcher unten am Ohrläppli sind wie bei den Frauen durch schweren Ohrschmuck entstanden. Am Abend stellt sich unsere Besuchergruppe den Dorfältesten vor. Später wird ausgiebig Reiswein getrunken, man raucht Zigarren aus Selbstgetrocknetem Tabak und uns werden traditionelle Tänze vorgeführt.
Einige Tage später können wir an einer traditionellen Hochzeit teilnehmen und das ist ein Erlebnis für sich. Die Hochzeit beginnt um zehn Uhr morgens am Wohnort der Braut. Der Bräutigam kommt mit einem grossen Autokonvoi angefahren. Er ist in der traditionellen Tracht gekleidet und trägt einen mit Federn des Nashornvogels geschmückten Kopfschmuck. Vor dem Aufgang zum Langhaus werden zuerst die mit dem Bräutigam eingetroffenen Frauen von den weiblichen Familienmitgliedern der Braut begrüsst. Alle müssen einen Becher des lokalen Reisweines trinken. In Einerkolonne zu Musik, dem so genannten Longdance, geht es auf der Veranda des Longhouses weiter. Die Männer folgen dann im gleichen Ritual den Frauen. Es wird immer wieder Reiswein ausgeschenkt. Die Stimmung ist gelöst. Es sind inzwischen sicher über 200 Gäste da. Der Bräutigam holt dann seine Braut, ebenfalls im traditionellen Kleid, ab. Sie tanzen dabei acht mal um die Wohnstube herum. Anschließend findet ein kleines Zeremoniel statt bevor dann das Buffett eröffnet wird. Nach dem Essen tauscht das Brautpaar seine traditionellen Hochzeitskleider gegen westlichen Anzug und weisses Brautkleid aus. Es folgt wiederum eine Zeremonie und dann dürfen sich beide in ihre Alltagskleider werfen. Doch der Nachmittag wird für sie noch recht anstrengend: sie müssen ellenlange Reden von sämtlichen Dorfältesten über sich ergehen lassen. Es ist hier Brauch, dass die erfahrenen Männer dem jungvermählten Paar gute Ratschläge mit auf den Weg geben. Und je später der Abend und je mehr Reiswein geflossen ist, desto länger die Reden.
Uns vier Touristen wird selbstverständlich auch immer wieder Reiswein und von den lokalen Zigaretten angeboten. Dann ist es endlich auch Zeit für die Hochzeitstorte, echt kitschig, aber sie schmeckt sehr gut. Nach dem Nachtessen wird nochmals getanzt. Wir müssen ebenfalls traditionelle Hochzeitskleider anziehen und einen Tanz vorführen. Christians Kriegstanz findet die volle Begeisterung der Männer, er könnte sofort in den Stamm der Kayan eintreten.
Mit dem Ausklingen der Hochzeitsfeierlichkeiten endet unser Ausflug ins Hinterland Sarawaks. Die Begegnungen mit den dort beheimateten Volksgruppen hinterlassen in unseren Herzen unauslöschliche Spuren.
Reisebericht Sabah
22.06. - 6.07.2004
Grüezi - Selamat Datang*
Sabah, neben Sarawak der zweite Teilstaat Malaysias auf der Insel Borneo, bedeckt den Nordosten der Insel. Bei den Seefahrern früherer Jahrhunderte war Sabah als das "Land unter dem Wind" bekannt. Während auf den Philippinen jährlich Taifune wüten, liegt Sabah nämlich bereits südlich dieser Sturmgebiete. Bergige Landschaften prägen sein topographisches Bild und nur 50 Kilometer von der Küste entfernt liegt der Gipfel des Mount Kinabalu, mit 4'095 Meter über Meer der höchste Berg Südostasiens. Bis vor wenigen Jahren war ein Grossteil des Landes bewaldet. Die intensive Rodung zur Holzverwertung oder zur landwirtschaftlichen Nutzung hat aber zur massiven Zerstörung der ursprünglichen Regenwälder geführt.
Zu Sabah gehört auch die der Küste Vorgelagerte Insel Labuan, wo wir per Boot von Brunei kommend, einreisen. Eine äusserst stürmige Fahrt mit dem Expressboot bringt uns noch am selben Tag nach Kota Kinabalu, der Hauptstadt Sabahs. KK, wie der Ort im allgemeinen Sprachgebrauch genannt wird, ist eine Stadt des Wachstums. Seit 1980 hat sich ihre Einwohnerzahl auf über 200'000 verfünffacht. KK fehlt der koloniale Touch und der Reiz, über den beispielsweise Kuching in Sarawak verfügt.
Wir wollen deshalb auch nicht zu lange hier bleiben und verlassen die Stadt mit dem Zug für einen zweitägigen Ausflug schon am übernächsten Morgen. Wir fahren mit dem Bummelzug nach Beaufort und von dort weiter nach Tenom. Diese Zugstrecke gehört zu den schönsten Attraktionen Sabahs. Der Zug fährt langsam durch Schluchten, oft eng dem Fels entlang, immer begleitet vom Fluss Sungai Padas, der mal rauschend und mal träge dahinfliesst. Die Schienen sind von Gräsern überwuchert, ab und zu wird die Fahrt von einem Stopp an einem kleinen Bahnhof unterbrochen. Endpunkt der Eisenbahnfahrt ist Tenom, bevor wir am folgenden Tag nach KK zurückfahren, besuchen wir den lebhaften Markt und geniessen einen Abend in dieser verschlafenen Kleinstadt.
Einer der Gründe unseres Besuchs in Sabah ist der Mount Kinabalu. Bereits in KK melden wir uns im Sabah Nationalpark Headquarter für eine Besteigung des höchsten Berges Südostasiens an. Der Berg,
im 754 Quadratkilometer grossen Nationalpark, gehört zum Gebirge der Crocker Range, das Sabah durchzieht. Den Aufstieg werden wir von Mesilau in Angriff nehmen, wo wir im Mesilau Nature Resort
Quartier beziehen und uns auf 2'000 Meter über Meer einen Tag zur Aklimatisierung gönnen. Wir geniessen die tolle Unterkunft und das feine Essen im Resort. Zu dem hoffen wir auf eine
Wetterbesserung, regnet und windet es doch recht stark. Die Route von Mesilau auf den Gipfel ist länger, als der von den meisten Berggängern gewählte Aufstieg ab dem Kinabalu Nationalpark
Headquarter in Ranau. Dafür hat unsere Strecke von der Natur her mehr zu bieten. Der Wettergott scheint uns gut gesinnt, haben sich doch die Regenwolken bis zum Start des Aufstiegs verzogen:
ideales Wanderwetter. Der Weg führt durch saftig grünen Regenwald und ist sehr beschwerlich. Immer wieder führt er hinunter in ein Tal, bevor wieder ein sehr steiler Aufstieg folgt. In
regelmässigen Abständen treffen wir auf Wegweiser, Distanztafeln und einfache sanitäre Anlagen mit Trinkwasser. Von der Tierwelt bekommen wir nicht viel zu Gesicht und auch von der Nepenthes,
einer Fleischfressenden Pflanze, entdecken wir nur gerade zwei Exemplare. Diese Pflanzenart ist nur im Nationalpark zu finden. Die grössten Exemplare dieser exotischen Pflanzen sollen ein
Fassungsvermögen von einem Liter Wasser haben. Nach dem Zusammentreffen der beiden Wanderwege verändert sich die Vegetation. Der Weg wird steiniger und die Pflanzen am Wegrand karger. Unterwegs
treffen wir neben anderen Berggängern auf viele einheimische Lastenträger. Diese tragen schwere Lasten von und zur Laban Rattan Hütte, dem auf 3'300 Meter über Meer liegenden Übernachtungsort der
Bergsteiger. Sie kennen ihren Hausberg von unzähligen Besteigungen und haben einen stetigen und stechenden Schritt. Als Tragsystem für die in Jutesäcken gepackten schweren Lasten dienen Schnüre
und Bänder, die um ihre Schultern und ihre Stirn gewickelt sind. Wir meistern die erste Etappe bis zur Hütte bis kurz vor Einsetzen des Regens. Während wir einen heißen Kaffee trinken, kommen die
durchnässten Wanderer in Scharen zur Hütte. Bis zu 200 Personen können hier übernachten. Am Abend hört der Regen auf, der Nebel verschwindet, und wir geniessen bei windigen und kalten
Temperaturen einen schönen Sonnenuntergang. Als wir am nächsten Morgen um vier Uhr in der Früh marschbereit sind, ist es draussen stockdunkel, neblig und eiskalt. Zu diesem Zeitpunkt befinden
sich die meisten Bergsteiger bereits auf dem Weg. Sie haben zwei Stunden vor uns die Hütte verlassen, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben zu können. Der Weg führt steil den Berg hinauf,
oft über Holztreppen oder mit Seilen gesichert. Im Lichtkegel unserer Taschenlampe tasten wir uns langsam vorwärts. Als eine unserer Lampen nicht mehr funktioniert, beschliessen wir, beim
nächsten Unterstand zu warten und die Besteigung bei Tageslicht fortzusetzen. Nach einer Stunde erreichen wir die Saya-Saya Hütte auf 3'670 Metern über Meer. Wir sind froh, hier dem kalten Wind
und Nebel etwas zu entkommen und warten rund 50 Minuten. Kurz nach Sonnenaufgang marschieren wir weiter. Uns kommen bereits die ersten Wanderer vom Gipfel entgegen, völlig durchfroren und in
Eile, möglichst rasch in die Wärme der Laban Ratan Hütte zurückzukehren. Erstaunlich, wie viele Touristen die Besteigung bis auf 4'100 Meter über Meer in kurzen Hosen, T-Shirt und dünnem
Plastikregenschutz bewältigen. Der weitere Weg führt von nun an über Granitfelder. Wir benutzen die Sicherheitsseile praktisch während des gesamten Aufstiegs, ist der Fels doch wegen des Nebels
nass und glitschig. Die Höhe verkraften wir gut, langsam aber stetig marschieren wir weiter. Das Wetter scheint sich nicht zu bessern. Durch ein Nebelloch sehen wir urplötzlich den Hauptgipfel,
den Lowe's Peak vor uns. Dies verleiht uns neue Energie. Kurze Zeit später haben wir es geschafft. Das Gefühl, auf dem höchsten Gipfel Südostasiens zu stehen ist überwältigend. Und wir haben
Glück. Die dicken Wolken beginnen sich zu verziehen und wir können die prächtige Aussicht genießen. Der kalte Wind zwingt uns bereits nach wenigen Minuten zum Abstieg. Dieser erweist sich noch
beschwerlicher als der Aufstieg. Wir sind froh um die installierten Seile, die uns vor manchem Sturz bewahren. Während wir zur Hütte zurückkehren, verziehen sich die Wolken gänzlich und uns
präsentiert sich eine spektakuläre Aussicht auf die Weite des Kinabalu Nationalparks und die Hügelketten Sabahs. Nach einem stärkenden Frühstück nehmen wir den Rückweg nach Mesilau in Angriff.
Die mehr als 2500 Stufen machen uns beim Abstieg mehr zu schaffen als beim Aufstieg. Unser Blick schweift oft nach oben zum Gipfel; das Gefühl, noch vor wenigen Stunden dort oben gestanden zu
sein, erfüllt uns mit Stolz. Als Belohnung für unsere arg strapazierten Muskeln, verbringen wir einen Tag in den nahe gelegenen Poring Hot Springs. Welche Wohltat, unsere verspannten Gliedern im
warmen Schwefelwasser etwas zu lockern.
Zum Abschluss unseres Besuchs in Sabah besuchen wir in Sepilok das zweite Orang Utan Rehabilitationszentrum auf Borneo. Dieses Zentrum ist bekannter und grösser als jenes in Sarawak. Dies zeigt sich auch daran, dass zu den beiden täglichen Fütterungszeiten unzählige Tourbusse eintreffen. Was sich die Orang Utans beim Anblick der kamerabehangenen Touristengruppen wohl denken? Zumindest einer von ihnen scheint es zu geniessen, im Mittelpunkt zu stehen. Er posiert minutenlang vor den Linsen unzähliger Kameras.
Mit dem Bus fahren wir Richtung indonesiesche Grenze. Unser letzter Übernachtungsort in Sabah ist Tawau. Dort steigen wir ins Boot, das uns nach Kalimantan bringen wird. Sabah liegt hinter uns. Wir freuen uns auf neue Erlebnisse in Kalimantan.
*so begrüsst man sich in Sabah.
Topps und Flopps Sabah
Topps
Flopps