Reisebericht Thailand
28. März bis 12. April 2004
Grüezi - Sawat-Dii*
Grenzstation Aranya Prathet, 28. März 2004. Wir sind nicht die Einzigen, die von Kambodscha nach Thailand einreisen. Vor den Schaltern des Immigration Offices bilden sich lange Schlangen. Das Warten ist schweisstreibend, denn nur gerade die letzten fünf Meter vor den Schaltern liegen im Schatten. Und dies bei über 30 Grad Hitze. Zum Glück haben wir genügend Trinkwasser für das fast einstündige Warten dabei. Die Massenabfertigung hinterlässt auch bei den Grenzbeamten ihre Spuren, beobachten wir doch zweimal, wie bereits abgefertigte Touristen kreideweiss wieder an die Schalter zurückkehren. Ihnen wurde nach dem Abstempeln der falsche Pass ausgehändigt. Wir kontrollieren deshalb unsere Pässe noch vor den Augen des Grenzbeamten.
Der schnelle Wechsel vom noch wenig entwickelten Kambodscha in das schon westlich anmutende Touristenland Thailand schockiert uns. Der Unterschied könnte nicht abrupter sein: Vom kleinen, klapprigen überfüllten Minibus wechseln wir in einen vollklimatisierten wenig besetzten Reisecar. Der einfache Verpflegungsstand am Strassenrand, der in Kambodscha anzutreffen war, wird verdrängt vom klimatisierten Lebensmittelgeschäft, dessen Angebot mit jenem in der Schweiz vergleichbar ist. Statt improvisierten Kaffee-Stuben mit Plastikstühlen unter einem Wellblechdach, bieten Eis- und Kaffeedielen nach westlichem Vorbild ihre Produkte an. Auch der bessere Ausbaustandard der Strassen ist augenfällig. Den Kambodschanern in der Grenzstadt Poipet muss Thailand wie das Paradies vorkommen, wird ihnen der deutlich höhere Lebensstandard der Thailänder ja tagtäglich vor Augen geführt. Alles wird noch verstärkt durch die riesigen Einkaufszentren, die zwischen den beiden Grenzposten zollfrei ihre Ware anbieten. Weiter können Touristen und wohlhabende Thailänder im Kasino ihrer Spiellust nachgehen. Selbst für uns ist es ungewohnt, nach dem mehrwöchigen einfachen Leben in Laos und Kambodscha, wieder in eine doch eher konsumorientierte Umgebung einzutauchen. Wir ertappen uns beide dabei, wie wir mit leiser Wehmut die Natürlichkeit und Unverdorbenheit dieser beiden Länder zurückwünschen.
Dass Thailand im Vergleich zu seinen Nachbarn, Malaysia im Süden ausgenommen, in der wirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklung weiter fortgeschritten ist, kommt nicht von ungefähr. Schliesslich zieht das Land mehr Touristen an als jedes andere Land in Südostasien. Und der Tourismus stellt neben dem Export von Textilien eine der Haupteinnahmequellen der Wirtschaft dar. Dennoch wird das Land auch heute noch stark von der Landwirtschaft geprägt. Fast jede zweite Arbeitskraft ist in diesem Sektor tätig. Thailand ist der grösste Exporteur von Reis und Kautschuk weltweit. Von der starken Rezession Ende der neunziger Jahre hat sich Thailands Volkswirtschaft gut erholt: Heute liegt das Wachstum wieder bei ungefähr fünf Prozent pro Jahr. Das Durchschnittseinkommen liegt bei 2'000 US-Dollar pro Jahr.
Thailand ist ungefähr so gross wie Frankreich, die Bevölkerungszahl wird auf 62 Millionen geschätzt. Mehr als sechs Millionen davon leben in Bangkok. Die Hauptstadt Thailands wurde 1782 vom ersten Koenig der Chakri Dynastie, Rama I, gegründet. Der Name Bangkok kommt von "Bang Makok", was "Ort der Olive" bedeutet. Die offizielle Thai-Bezeichnung für die Stadt ist bedeutend länger und ein echter Zungenbrecher aus 164 Buchstaben.
Das heutige Bangkok ist eine moderne, pulsierende asiatische Metropole: In den Strassenschluchten zwischen Hochhäusern rasen Taxis, Busse, Tuk-Tuks und Motorräder auf teilweise zwölfspurigen Strassen, der Lärm macht einen taub, die Luft ist abgasverseucht und zu allem kommt noch die feuchte Hitze. Werden wir diese Stadt je lieben? Zumindest hat sich die Verkehrssituation seit unserem letzten Besuch vor 13 Jahren stark verbessert. Der Bau von doppelstöckigen Autobahnen und zwei Linien des modernen Skytrains konnten den Verkehrsstau in der Innenstadt verhindern. Zudem ist eine Untergrundbahn mit 18 Haltestellen im Bau.
Am ersten Morgen laufen wir schnurstracks in eines der vielen Starbuchs Coffees und gönnen uns einen Café Latte grande - was für ein Genuss!!! Zum Nachtessen essen wir eine Pizza und Salat. Somit ist der Grundstein gelegt, um unsere Lust auf frische Salate zu wecken: Die nächsten Abende verbringen wir am Salatbuffett des Restaurant "Sizzler's".
Zu den Sehenswürdigkeiten Bangkoks gehören die unzähligen, glanzvollen Tempel. Sie erscheinen einem wie wohltuende Oasen der Ruhe und der Stille inmitten der lärmigen Hektik der Stadt. Bei unserem jetzigen Besuch verzichten wir auf weitere Tempelbesichtigungen. Wir nutzen unseren Aufenthalt zum Erledigen unserer Pendenzen. Wir schicken ein weiteres Paket mit nutzlos gewordenen Utensilien in die Schweiz zurück, womit sich unser Reisegepäck weiter reduziert. Zudem hilft uns die bessere Infrastruktur der Grossstadt beim Schreiben unserer Reiseberichte und bei der Kontaktpflege mittels E-Mail mit unseren Familien und Freunden in der Schweiz. Wir planen, Bangkok bald wieder zu verlassen. Auch nach dem zweiten Besuch sind wir uns sicher, dass Bangkok und wir nie ein Liebespaar werden!
Nach vier Tagen fahren wir mit dem Zug weiter Richtung Süden. Im Gegensatz zu den Zügen in Kambodscha ist das Transportsystem auf Schienen hier besser ausgebaut. Es gibt Fahrpläne, man kann aus drei Klassen wählen und die Fahrpreise sind fix. Es existiert sogar ein elektronisches Buchungssystem. Wir reservieren unsere Sitzplätze für den Expresszug bereits am Tag vor der Abreise. Die sechsstündige Fahrt nach Chumpon verbringen wir in bequemen Polstersesseln eines klimatisierten Zweitklasswagens. Leider steigt kurz nach Verlassen Bangkoks die Klimaanlage aus. Die Luft wird schwüler, unsere Kleider feuchter und unsere Kehlen durstiger. Während der Fahrt wird uns Kaffee und schliesslich auch noch ein Mittagessen serviert.
Chumpon, rund 500 Kilometer südlich von Bangkok, dient den meisten Reisenden nur als Durchgangsort für ihre Weiterreise mit einer der Fähren nach Ko Tao, Ko Pha-Ngan oder Ko Samui. Ko Tao, die kleinste und nördlichste dieser drei Inseln ist unser erstes Ziel. Tao bedeutet Schildkröte. Die Insel hat diesen Namen wegen ihrer Form, die an dieses Tier erinnern soll. Ko Tao wurde bisher von den grossen Touristenströmen noch nicht erfasst. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis es hier so aussieht wie auf Ko Samui, Phuket und anderen thailändischen Badeorten. Wegen den unzähligen noch gut erhaltenen Riffen und dem sauberen klaren Wasser kommen viele Taucher hierher. Ausgerüstet mit Taucherbrille und Schnorchel erkundigen auch wir einige ufernahe Riffe. Die Unterwasserwelt, die wir so entdecken, ist fantastisch. Wir fühlen uns unter all den farbigen Fischschwärmen wie in einem Aquarium. Wir sind beide nicht Liebhaber des ausgiebigen Strandlebens, deshalb wählen wir eine Unterkunft, die auf einem dschungelbewachsenen Hügel liegt. Die Aussicht auf die Strände und den Golf von Thailand ist prächtig. Während wir auf der Veranda unserer Bungalows den Sonnenuntergang geniessen, lauschen wir den Geräuschen des Dschungels. Grillen und Zykladen zirpen um die Wette. Dazu kommen die Laute des Gekos, die an das Quaken eines Frosches erinnern.
Auf der Fähre nach Ko Pha-Ngan sind wir beinahe alleine. Wir fragen uns, wo denn all die Touristen geblieben sind. Bei der Ankunft in Thon Sala wird uns dies klar: Auf dem Landesteg tummeln sich hunderte von vornehmlich jungen Travellern, die eines der Fährschiffe nach Ko Tao oder Ko Samui erreichen wollen. Vor zwei Tagen hat am bekannten Strand von Hat Rin eine der in der Backpacker Szenen beliebten Vollmondparties stattgefunden. Wir entfliehen auch hier dem Rummel und der Hektik und fahren mit dem Pick-Up Taxi an den etwas abseits gelegenen Strand von Hat Khom. Dort verbringen wir einige ruhige Tage in einem Bungalow direkt am Strand. Dabei geniessen wir auch ausgiebig die Köstlichkeiten der thailändischen Küche. Sie bestehen hier am Meer natürlich hauptsächlich aus frischem Fisch und Meeresfrüchten.
Christian feiert hier seinen 42. Geburtstag. Den ersten direkt am Strand und trotz seines schon hohen (?) Alters bei bester Gesundheit. Anstelle einer Geburtstagstorte gibt es Ferrero Kuesschen, anstatt eines Cueplis ein kühles Bier und zur Feier des Tages am Abend ein mehrgängiges Essen, mehrheitlich bestehend aus frischen Tintenfischen, gekocht in allen Variationen. Christian freut sich ob den vielen elektronischen Geburtstagswünschen, welche er von unseren Freunden erhalten hat.
Unsere nächste Station auf dem Festland ist Surat Thani, einer Kleinstadt mit rund 120'000 Einwohnern. Sie ist Verkehrsdrehscheibe für Ausflüge im Süden Thailands oder für die Weiterreise nach Malaysia. Die in ihrer Geschäftstüchigkeit ziemlich aufdringlichen Reiseveranstalter, Taxi- und Busfahrer stossen nicht gerade auf unsere Gegenliebe. Sie stürzen sich manchmal wie Hyänen auf die ankommenden Touristen und versuchen, ihren Opfern das Geld aus den Taschen zu ziehen. Dies führt dazu, dass wir kurzentschlossen ein Busticket nach Georgetown in Malaysia kaufen: Obwohl wir aufpassen wie die Füchse, werden wir schliesslich Opfer eines unseriösen Reisebüros. Kurz vor der Abfahrt unseres Busses nach Malaysia werden wir mit mehreren Taxis von einem Reisebüro- zum anderen geschickt. Am dritten Ort werden unsere Tickets umgetauscht und der Angestellten gelingt es mit einer fadenscheinigen Begründung, uns in all der Hektik um 300 Baht zu erleichtern.
Dass wir Thailand einmal Hals über Kopf verlassen werden, hätten wir nie gedacht. Thailand liegt hinter uns, wir freuen uns auf neue Erlebnisse in Malaysia.
*so begrüsst man sich in Thailand
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