Heimweh nach der ferne

the andes Trail 2010 - peru

Reisebericht Peru

 

Freitag, 20.8.2010 - Strecke: Chulucanas - Motupe
Tag 18, 153 km, 558 Hm, morgens bewölkt, nachmittags sonnig und heiss, erste
20 km auf Schotterpiste, Highlight: erstes Bushcamp, ich konnte das Zelt problemlos alleine aufstellen

 

Samstag, 21.8.2010 - Strecke: Motupe - Lambayeque
Tag 19, 70 km, 20 Hm, bewölkt, warm, Highlight: "Confiserie" mit wunderbaren gefüllten Chocolatebars - ich ass 5 Stück davon...

 

Sonntag, 22.8.2010 - Strecke: Lambayeque - Pacasmayo
Tag 20, 119 km, 362 Hm, teilweise bewölkt, viel Gegenwind, Highlight: Unterkunft direkt am Strand, schöner Sonnenuntergang

 

Montag, 23.8.2010 - Strecke: Pacasmayo - Huanchaco
Tag 21, 112 km, 292 Hm, bewölkt, frisch, viel Gegenwind, Highlight: King Size vegetarian Burrito

 

Dienstag, 24.8.2010 - Ruhetag in Huanchaco
Tag 22, Highlight: Ruhetag!

 

Von: lea.degen Gesendet: Dienstag, 24. August 2010, Huanchaco (Peru)

Betreff: News aus Südamerika

 

Liebe Freunde

Bereits seit 3 Wochen radle ich - immer noch frisch unter munter - durch die faszinierenden Landschaften in Südamerika. Gott sei dank bin ich immer noch gesund, meine Beine sind noch voller Energie und auch mein Allerwertestes wurde noch nicht allzu fest strapaziert. In Ecuador sind wir knapp 1’000 km und 18’000 Höhenmeter gefahren. Seit letztem Donnerstag kommen weitere 600 km dazu - es summiert sich langsam. Es liegen immer noch mehrere  tausend Kilometer vor uns.

Ich geniesse den heutigen Ruhetag in vollen Zügen, die letzten Tage waren sehr anstrengend. Nicht weil wir über besonders hohe Berge gefahren wären. Nein, die Tagesetappen waren topfeben, aber sehr sehr lang. Meistens ca. 120 km, flach und viel Gegenwind. Da musste ich teilweise kräftig in die Pedale treten und bin bis zu 7 Stunden auf dem Drahtesel gesessen. Das habe ich abends doch gespürt - umso mehr geniesse ich heute das süsse Nichtstun.

Letzten Donnerstag, 19. August 2010 haben wir Ecuador verlassen und sind nach Peru eingereist. Die Zollformalitäten waren zu beginn sehr schleppend. Der Grund? Der Beamte war morgens um 9 Uhr bereits stock betrunken - ich habe ihn später schlafend auf der Toilette wiedergefunden (ich bin dann ab in die Büsche...). Also hat Susanne die Sache in die Hand genommen und der Grenzübertritt hat funktioniert. Wir konnten problemlos einreisen.

Die Landschaften haben sich verändert. Sind wir vor einer Woche noch durch bewohnte Berghänge gefahren, fuhren wir nun durch unbewohnte, dafür bewaldete Gegenden, hinab Richtung Meer. Saftig grüne Reisfelder, Zuckerrohr-, Papaya- und Zitronenplantagen zieren die Strassenufer. Wir kreuzen unzählige Tuk-Tuks und Eselskarren. Die Bewohner und die Hunde scheinen uns besser gesinnt - sie grüssen freundlich und die Hunde verzichten auf ihr lästiges Bellen und hinterher rennen. Die Peruaner sind überaus freundlich und hilfsbereit. Sind wir in einem Dorf oder Stadt auf der Suche nach unserer Unterkunft und fahren in die falsche Richtung, so pfeifen sie uns hinterher und weisen uns in die richtige Richtung. Einzelne Radfahrer fahren streckenweise mit uns und wollen alles von uns wissen - ich versuche so gut ich kann mit meinen sehr bescheidenen Spanischkenntnissen zu antworten.

Essensmässig geniesse ich derzeit die Nähe zum Meer: Täglich gibt’s wunderbare Meeresfrüchte (Fisch, Shrimps, Tintenfisch etc. - ein Paradies). Und überraschenderweise gibt es in Peru "Cola Zero", praktisch in jedem kleinen Ort finde ich einen Laden mit diesem wunderbaren Getränk. Wie erfrischend nach einem anstrengenden Tag. Kaffeemässig läufts nicht so gut - der Kaffee ist teilweise ungeniessbar, keine Ahnung nach welchem Rezept dieser hergestellt wird. Und Nescafe ist mit der Zeit auch langweilig.

Bei uns in der Gruppe läuft soweit alles rund. Zu beginn gab es etliche Gspänli, welche Magen- Darmprobleme hatten. Das hat sich inzwischen gebessert und Didier unser Arzt hat nicht mehr soviel zu tun. Zwei Gspänli sind leider schon vom Fahrrad gestürzt - sie sind zu schnell die steilen Berghänge heruntergefahren und haben die "Löcher" in der Strasse nicht gesehen - und da ist es passiert. Ein Fahrrad sieht sehr schlecht aus - da müssen neue Ersatzteile aus Europa bestellt. werden. Glücklicherweise haben die beiden Radfahrer "nur" heftige Prellungen und Schürfungen davon getragen, beide fahren nach einigen zusätzlichen Ruhetagen wieder Rad.

Leider überschätzen sich einige - männliche! - Radfahrer teilweise total. An einem Tag habe ich bei einem Anstieg einen Mitfahrer überholt - das hat der arme, alte Mann nicht vertragen. Also fuhr er mir hinterher - total über seinen Kräften. Kurze Zeit später ist er vor Erschöpfung fast vom Velo gefallen. Mit Müh und Not, vielen Pausen, haben wir es dann noch ans Tagesziel geschafft. So stupid! Es ist doch absolut nebensächlich, wie lange jemand für die Etappe braucht - Hauptsache er kommt gesund am Abend ans Ziel. Aber eben - Männer funktionieren anders... Da gibt’s auch noch unser Mitfahrer mit "Zucker" - beinahe täglich fährt er zu schnell oder über seinen Kräften und kommt abends mit Müh und Not, total erschöpft doch noch vor der Dunkelheit an.

Platte Reifen gibt es auch täglich, dazu diverse grössere und kleinere Fahrradschäden. Diese konnten bisher durch unseren Velomechaniker Filip oder die örtlichen  "Schmiedereien/Autozenter" immer behoben werden. Tja, und ab und zu benutzen die vernünftigen Teilnehmer die Möglichkeit, nur eine halbe Tagesetappe zu fahren (bis zum Lunch, oder ab Lunch bis Etappenziel). Wir müssen jeweils immer bei Einbruch der Dunkelheit am Unterkunftsort sein. Und für einige der Mitfahrer ist das sehr knapp, sie sind  nicht so gut trainiert.

Mein Bike hat mich bis jetzt noch nicht im Stich gelassen - alles läuft sehr gut. Leider ist meine Bikemarke "Kona" hier in Südamerika nicht bekannt und ich fahre mit vielen Spezialteilen herum. Christian hat mir ein Päckli mit Ersatzteilen geschickt - dieses steckt jetzt am Zoll in Lima. Anscheinend muss ich noch diverse Formulare ausfüllen. Hoffentlich bekomme ich die Ersatzteile eines Tages doch noch - bevor ich sie wirklich brauche.

Seit wir in Peru Rad fahren, werden wir vielfach von der Polizei begleitet. Meistens hat das keine speziellen Gründe, sie zollen uns mit ihrer Begleitung einfach ihren Respekt. Gestern war das etwas anders. Wir sind durch eine "gefährliche" Gegend gefahren. Das hiess: Fahren in der Gruppe und nur mit der Polizei. Für mich war das sehr anstrengend, 120 km in der Gruppe. Das heisst, immer den Rücken des Vordermannes anstarren, keine Zeit für einen Fotostopp oder eine kurze Pause - einfach nur Rad fahren, Rad fahren, Rad fahren. Das war sehr hart für mich - und zudem war ich in der schnellsten Gruppe, das war sehr anstrengend... Wie war ich froh, als wir um 14 Uhr endlich in Huanchaco ankamen.

Und dann hiess es warten, warten, warten und nochmals warten - unser Bus mit dem Gepäck kam nicht. Was war der Grund? Aha, kein Benzin mehr. Irgendwo blieb der Bus stehen, weil er kein Benzin mehr hatte....zum Glück ist dieses Missgeschick in der Stadt passiert - wie dumm, wenn das wirklich in der Pampa geschehen wäre. Abends kam dann der Bus endlich an - wir waren froh, als wir unter der erfrischenden Dusche standen. Ich glaube, unser Fahrer hat sich mehr geärgert als wir - das war wirklich unnötig. Aber was soll’s, Ende gut alles gut, es gibt Schlimmeres.

 

Liebe Grüsse aus Huanchaco, Peru, Lea

 

Mittwoch, 25.8.2010 - Strecke: Huanchaco - Camp. Chavimochic (Bush Camp)
Tag 23, 118 km, 662 Hm, bewölkt, Nachmittag sonnig und heiss, Highlight: Bushcamp Chavimochic

 

Donnerstag, 26. August 2010 - Strecke: Camp. Chavimochic - Canon del Pato
Tag 24, 80 km, 861 Hm, 90% off-road-Strasse, Highlight: wunderbare Velofahrt im Canyon, Bushcamp direkt am Fluss

 

Freitag, 27. August 2010 - Strecke: Canon del Pato – Caraz
Tag 25, 66 km, 1600 Hm, 2/3 off-road-Strasse, Highlight: Heladeria direkt im Hotel, yammi yammi yammi

 

Samstag, 28. August 2010 - Strecke: Caraz – Huaraz
Tag 26, 70 km, 1223 Hm, Highlight: Glück im Unglück - Ein Hund erwischte mein Wädli nur mit der Pfote...

 

Sonntag, 29. August 2010 - Ruhetag in Huaraz
Tag 27, Highlight: Trachten-Umzug in Huaraz - Graduation Day der verschiedenen Schulen in der Umgebung, Cafe Andino - wunderbarer starker Caffe Latte

 

Montag,30.8.2010 – Strecke: Huaraz - Nationalpark Huascaran, Bushcamp
Tag 28, 57 km, 1329 Hm, 1/3 off-road-Strasse, von 3000m auf 4200m, sonnig, bewölkt, angenehme Temperaturen, Highlight: Sicht auf die Schneeberge der Cordillera Blanca ohne Nebel

 

Dienstag, 31.8.2010 – Strecke: Nationalpark Huascaran - Huallanca, Bushcamp
Tag 29, 69km, 1070 Hm, 2/3 off-road-Strasse, bewölkt, Hagel, Schneeregen, höchster Punkt unserer Reise erreicht (4889m), Highlight: 2 Pässe über 4800m

 

Mittwoch, 1.9.2010 - Strecke: Huallanca - Quivilla, Bushcamp
Tag 30, 51km, 446 Hm, bewölkt, sonnig, warm, Highlight: freier Nachmittag im Bushcamp, kühlendes Bad im Bach  

 

Donnerstag, 2.9.2010 - Strecke: Quivilla - Huanuco
Tag 31, 110 km, 1263 Hm, neblig, kalt, viel Regen, Highlight: Pass über 3900m, warme Getränke beim Lunch

 

Freitag, 3.9.2010 - Ruhetag in Huanuco
Tag 32, Highlight: Ruhetag!

 

Samstag, 4.9.2010 - Strecke: Huanuco - Cerro de Pasco
Tag 33, 120 km, 2615 Hm, am Morgen sonnig und warm, am Nachmittag Regen, Gewitter mit Hagel, 4°C auf der Passhöhe, der bisher anstrengendste Tag! Highlight: Sonnenschein nach dem Gewitter mit toller Aussicht auf Cerro de Pasco

 

Sonntag, 5.9.2010 - Strecke: Cerro de Pasco - La Oroya
Tag 34, 134 km, 563 Hm, sonnig und teilweise leichte Gewitter, Highlight: stundenlanges Fahren auf 4200m entlang dem wunderschönen Altiplano

 

Montag, 6.9.2010 - Strecke: La Oroya - Huancayo
Tag 35, 128 km, 465 Hm, bewölkt, gewittrig, Gegenwind, Highlight: Mantaro Valley

 

Dienstag, 7.9.2010 - Ruhetag in Huancayo
Tag 36, Highlight: Frühstücksbuffet und Marktbesuch

 

Von: lea.degen Gesendet: Dienstag, 7. September 2010, Huancayo (Peru)

Betreff: 2'500 km oder 1/4 der Strecke bereits bewältigt

 

Liebe Freunde

Ja, ihr habt richtig gelesen - bereits 2'500 km habe ich in Südamerika auf mehrheitlich guten Strassen abgestrampelt. Nachdem die ersten vier Wochen relativ easy verliefen, ist seit ein paar Tagen der Wurm drin. Angefangen hat alles am vorletzten Samstag. Ich fuhr durch ein Dorf und plötzlich war ich von kläffenden und bellenden Hunden umzingelt. Ich konnte nicht wirklich ausweichen und da erlaubte sich doch tatsächlich so ein Strassenköter, mit seiner Pfote mein Wädli zu kratzen. Seither ziert ein hübsches Hundepfote-Tattoo mein rechtes Wädli. Spass beiseite, ich hatte natürlich überhaupt keine Freude. Doch Glück im Unglück - der Hund hätte mich gerade so gut beissen können.

Am folgenden Sonntag genoss ich einen Ruhetag in Huaraz, einem Touristenort in der Nähe der Cordillera Blancha. In einem Touristenrestaurant ass ich einen feinen Salat (Tomaten, Avocado, Rüebli, grüner Salat) - wunderbar. Mein Magen hatte leider überhaupt keine Freude an diesem Mahl und ich verbrachte die Nacht mehrheitlich auf der Toilette. Am folgenden Morgen bin ich entsprechend müde und ausgelaugt aufgestanden. Die grosse Frage: Wie überstehe ich die Tagesetappe von Huaraz in den Nationalpark Huascaran mit 57 km Schotterstrasse und 1329 Höhenmeter? Die Devise lautet: Magen/Darm/Kopf ausschalten und einfach "trampen". Ich konnte diese Etappe überhaupt nicht geniessen, musste ich mich doch voll und ganz aufs Velofahren und Geradeausfahren konzentrieren. An Essen war auch nicht zu denken, mit Mühe und Not konnte ich etwas trinken. Irgendwie schaffte ich es und kam am frühen Nachmittag im Bushcamp an - auch das noch... Nach einem Nickerchen ging’s mir bereits etwas besser. Ich wollte und musste einfach schnell wieder 100% fit sein - denn am Dienstag stand die Königsetappe der Tour auf dem Programm: Zwei Pässe von 4837 m resp. 4889 m - diese wollte ich unbedingt mit dem Bike überqueren.

Am Dienstagmorgen fühlte ich mich besser und so nahm ich dann die Königsetappe von 69 km und 1070 Höhenmeter auf Schotterpiste in Angriff. An schnelles Fahren war weiterhin nicht zu denken - Durchschnittlich 5 km/h - ist ja elend langsam. Ja, aber wer schon einmal auf Schotterpiste und mehr als 4000 m Höhe gefahren ist, weiss, dass es einfach ein Chrampf ist. Jeder Meter muss bewältigt werden, den Lenker musste ich fest umklammern, damit ich geradeaus fahren konnte. Als ich nach einem Fotostopp wieder aufs Velo steigen wollte, bin ich umgefallen - das sagt ja schon vieles. Zu all den Strapazen meinte es das Wetter auch nicht gerade gut: Gewitter, Hagel und Schneeregen. Als ich auf dem höchsten Punkt des Passes - auf 4889 m stand - war ich natürlich überglücklich und stolz. Eine super Leistung! Irgendwie schaffte ich diese schwere Etappe und kam todmüde aber überglücklich im Bushcamp an.

Ab Mittwoch ging’s mir dann gesundheitlich noch besser und die Tagesetappe war kurz und easy. Am Donnerstag war das Wetter wieder nicht super gut und auf dem Pass von 3900 m regnete es, es war "schweinekalt" und neblig. Zum Glück hatte ich meine Taschenlampe im Gepäck- so konnte ich mit einem "Licht" die Passstrasse von rund 40 km hinuntersausen. Und am Tagesziel in Huanuco wartete nach drei Tagen Bushcamp endlich wieder ein weiches Bett und eine warme Dusche auf uns.

Nach einem Ruhetag am Freitag ging’s am Samstag weiter: 120 km und 2600 Höhenmeter, von 2000 m über Meer hinauf auf 4200 m über Meer. Und an diesem Tag kam ich an meine Grenzen - neben den körperlichen Strapazen kamen neben der Höhe wieder Gewitter, Hagel- Schneeregen und Kälte dazu. Ich musste mit mir kämpfen. Die Passstrasse war endlos, immer wieder eine Schlaufe, noch eine Schlaufe, und noch eine Schlaufe. Ich fuhr erneut wieder nicht viel schneller als 5 km/h - die letzten 30 km waren eine Qual. Ich strampelte und strampelte - die Zeit lief mir davon: Schaffe ich es bis zum Einbruch der Dunkelheit? Mit viel Durchhaltewillen und einigen Pausen kam ich dann am frühen Abend im höchsten Dorf der Welt - Cerro de Pasco auf 4200 m - an. Die Temperatur betrug ganze 4 Grad.

Übernachtet haben wir leider nicht in einer Luxusherberge - die Zimmertemperatur betrug 9 Grad, keine warme Dusche und teilweise nicht einmal fliessendes Wasser. Das war hart, sehr hart. Und als Folge der unwirtlichen Verhältnisse habe ich mich erkältet, Husten und leichte Grippe.

Am Sonntag ging’s dann weiter - erneut 130 km und 500 Höhenmeter. Die Fahrt entlang dem Altiplano war sensationell schön, doch stundenlanges Fahren auf 4200 m über Meer ist sehr anstrengend. Und wieder Gewitter mit Hagel. Am Montag dasselbe, 125 km und 400 Höhenmeter. Die Landschaft im Mantaro Valley war grandios. Aber auch heute war es ein Chrampf. Meine Beine waren nach dem Mittagsrast leer - wieder galt es: Kopf ausschalten und einfach trampen, mit viel Kraft gegen den Wind. Am Tagesziel in Huancayo passierte mir noch ein Lapsus: Eine Frau lief mir direkt ins Bike, Vollbremse, auf dem regennassen Belag ausgerutscht und päng, mit dem Bike voll auf den linken Ellenbogen. Es darf einfach nicht wahr sein - jetzt habe ich neben einer zweiten Schürfung noch eine grosse Schwellung am linken Arm.

Zum Glück ist heute Ruhetag - wie habe ich diesen ersehnt. Die letzten Tage waren wirklich hart. Ich wusste ja, dass es nicht immer einfach sein wird. Wenn es dann soweit ist, ist es umso schlimmer. Hoffentlich wird es die nächsten Tage etwas ruhiger. Von den Etappen her sollte es einfacher werden (jeweils unter 100 km) und weniger Höhenmeter. Wir bleiben aber die nächsten Wochen auf Höhen über 3200 m und mehr. Mal sehen wie es mir ergeht. Zum Glück "leiden" meine Gspänli ebenso, geteiltes Leid ist halbes Leid.

Ihr seht, nach der Sonnenseite habe ich jetzt auch die Schattenseiten kennengelernt. Ich bin aber guten Mutes, dass ich bald diese Widerlichkeiten bewältigt habe und es wieder angenehmer wird. Ich halte euch auf dem Laufenden. Je nach Qualität der Internetverbindungen öfter oder weniger oft. Aktuell sitze ich in einem Internetcafe mit sensationell schneller Verbindung, daher auch eine weiter Zwischenstandsmeldung. Ich wünsche allen eine gute Zeit und bis zum nächsten Mal.

 

Herzlichst, Lea

 

Mittwoch, 8.9.2010 - Strecke: Huancayo - La Esmeralda
Tag 37, 99 km, 1060 Hm, sonnig und warmes Wetter, wenig Wind
Highlight: Lunch auf der Brücke von Izcuchaccas  

 

Donnerstag, 9.9.2010 - Strecke: La Esmeralda - Mayocc
Tag 38, 90 km, 990 Hm, alles Schotterpiste, sonnig und warm, Highlight: Fahrt durch unterschiedlichste Täler und Canyons

 

Freitag, 10.9.2010 - Strecke: Mayocc - Ayacucho
Tag 39, 80 km, 1337 Hm, sonnig und warm, Highlight: tolle Landschaften

 

Samstag, 11.9.2010 - Ruhetag in Ayacucho
Tag 40

 

Sonntag 12.09.2010 - Strecke: Ayacucho - Abra Huamina
Tag 41, 78 km, 1810 Hm, Schotterpiste, Bushcamp auf 4100m, sonnig und warm, Gewitter mit Hagel beim Nachtessen, Highlight: warmer Schlafsack

 

Montag, 13.9.2010 - Strecke: Abra Huamina - Chincheros
Tag 42, 97 km, 1010 Hm, Schotterpiste, sonnig und warm, fantastische Aussicht am morgen früh auf das Nebelmeer und die Bergspitzen, Highlight: erste Sonnenstrahlen erwärmen das mit Eis überzogene Zelt

 

Dienstag, 14.9.2010 - Strecke: Chincheros - Andahuaylas
Tag 43, 88 km, 1526 Hm, Schotterpiste, sonnig und warm, unendlich viele
Strassenarbeiten, Highlight: Passüberquerung auf 4200m

 

Mittwoch, 15.9.2010 - Ruhetag in Andahuaylas
Tag 44, Highlight: den ganzen Tag schlemmen

 

Donnerstag, 16.9.2010 - Strecke: Andahuaylas - Eucalyptus Forest
Tag 45, 87 km, 1586 Hm, Schotterpiste, sonnig und warm, sehr viele Strassenarbeiten (Staub!), Bushcamp im Eucalyptus Wald, Highlight: weiterer Pass über 4000m, Blick auf Schneeberge

 

Freitag, 17.9.2010 - Strecke: Eucalyptus Forest - Abancay
Tag 46,  61 km, 900 Hm, sonnig und heiss, 2/3 Schotterpiste, lange Abfahrt, Highlight: Ankunft am Etappenziel Abancay bereits um 11h mit einem kalten Coca-Cola Zero

 

Von: lea.degen Gesendet: Freitag, 17. September 2010, Abancay (Peru)

Betreff: Schon mehr als 3200 km und knapp 40'000 Höhenmeter

 

Liebe Freunde

Meine Reise ist immer noch der Hit, trotz den grösseren und kleineren Problemchen oder Problemen. Was mich nicht umhaut, macht mich stark. Hahaha, nein - Spass beiseite, mir geht es wieder sehr gut. Mittlerweile habe ich bereits mehr als 3200km und knapp 40'000 Höhenmeter in den Beinen. Und langsam geht es ans "lebendige", meine Fettpölsterli verschwinden und ich muss kräftig essen, damit ich genug Energie habe. Das Hinauf- und Hinunterfahren ist nicht das Problem, die Höhe ist das Problem. Wir haben schon einige mehr als 4000m hohe Pässe überquert (in den letzten Tagen beinahe täglich) und auch ab und zu ein Bushcamp auf dieser Höhe gemacht. Brrrrrr, ist das kalt - vor allem wenn am morgen eine feine Eisschicht das Zelt bedeckt. Zum Glück habe ich einen wunderbar warmen Schlafsack und friere nicht. Das Wetter hat es in den letzten Tagen sehr gut mit uns gemeint - praktisch keine Niederschläge mehr, mehrheitlich sonnig und warm, teilweise sogar heiss. Nur beim letzten Bushcamp auf 4100m hat es genau zum Nachtessen angefangen zu hageln und ein Gewitter ist über unseren "Zeltplatz" hergezogen. Und natürlich hatte ich an diesem Abend Abwaschdienst und durfte im Regen das Geschirr abtrocknen. Ich hab’s überlebt.

Gesundheitlich bin ich wieder auf dem aufsteigenden Ast - mein Husten und Schnupfen geht langsam zu Ende, meine Schürfungen und blauen Flecken verheilen und meine Beine sind zum Glück immer noch im Schuss. Velomässig gibt es folgende News: minus 1 Bidonhalter, minus 1 Satteltasche, minus 1 Schutzblech vom Vorderrad. Sonst ist alles noch am Velo...

Nachdem wir die letzten Tage nur auf Schotterpisten gefahren sind, habe ich heute wieder einmal mein Velo geputzt. Mein Gott, dieser Schmutz. Das Velo ist jetzt wieder 1 Kilo leichter und strahlt fast im alten Glanz. Ich hoffe sehr, dass mich mein Velo weiterhin nicht im Stich lässt. Es ist wirklich ein zuverlässiges, robustes Velo. Bald sind wir in Cusco (bekannt wegen de Ruinen von "Machu Pichu"). Heute war ein lockerer Tag: nur 80km und 900 Höhenmeter. Ich war bereits um 11h am Etappenziel und kann so einen freien Nachmittag geniessen. Morgen steht wieder eine Gewaltsetappe auf dem Programm: 120km und 2600 Höhenmeter (zum Glück alles auf geteerten Strassen). Dieser Tag wird hart. Und am Ende des Tages wartet das Zelt auf mich... Ich hatte ja schon einmal so einen harten tag (und habe dann im kalten Hotel übernachtet). Hoffentlich bin ich morgen weiterhin top-fit und meistere auch diese neue Herausforderung.

In unserer Gruppe leidet praktisch jeden Tag jemand. Sei es Magen/Darm, Kopfweh, Husten, Schnupfen, Muskelkater oder Schürfungen wegen einem Sturz. Und leider passierte auch ein Unfall mit Folgen: ein Biker ist bei einer Abfahrt unglücklich gestürzt und hat sich den Oberarm gebrochen. Für ihn ist die Reise bereits zu Ende. Er wäre bis La Paz mitgefahren, jetzt muss er 2 Wochen früher aufhören als geplant. Eigentlich hatte er Glück im Unglück - sein Unfall auf der Schotterpiste hätte noch weitaus schlimmer enden können.

Und in einem Hotel wurde in ein Zimmer eingebrochen und das elektronische Equipment von 2 Bikern gestohlen. Ade Laptop, ade Filmkamera, ade Fotoapparat und ade Handy... sh..t! Jetzt müssen wir halt noch besser auf unser Reisegepäck aufpassen.

Aber sonst ist alles OK. Ich geniesse weiterhin jeden Tag! Es ist einfach grandios und ich schätze mich sehr privilegiert, dass ich diese tolle Reise machen kann.

 

Herzliche Grüsse, Lea

 

Samstag, 18.9.2010 - Streche: Abancay - Limatambo
Tag 47, 118 km, 2505 Hm, wunderbares sonniges Wetter (2. Königsetappe...), Camping, Highlight: sensationelle Aussicht auf Bergketten und
Schneeberge, in Limatambo gibt es sogar Cola-Zero

 

Sonntag, 19.9.2010 - Strecke: Limatambo - Cusco
Tag 48, 78 km, 1476 Hm, schönes Wetter, Highlight: auf der Passhöhe schöne Sicht auf Cusco inmitten der Berge

 

Montag 20.9.2010 - Ruhetag in Cusco
Tag 49, Highlight: endlich bekomme ich das Päckli von Christian mit einem Liebesbrief, feinen Pralinés und den Ersatzteilen fürs Velo

 

Dienstag, 21.9.2010 - Ruhetag in Cusco
Tag 50, Highlight: es hat alles was das Herz begehrt, feines Essen im Restaurant "Chicha"

 

Mittwoch, 22.9.2010 - zusätzlicher Ruhetag in Cusco (Streik)
Tag 51, Highlight: ich geniesse die Vielfältigkeit der Touristeninfrastruktur

 

Donnerstag, 23.9.2010 - Strecke: Cusco - Raqchi Ruinen
Tag 52, 122 km, 1011 Hm, Bushcamp, sonnig und warm, Highlight: Raqchi Ruinen, in der Kirche zwei Kerzen angezündet 

 

Freitag, 24.9.2010 - Strecke: Raqchi Ruinen - Bushcamp ca. 40 km von Pucara
Tag 53, 110 km, 1177 Hm, sonnig und warm, Pass über 4350 m, Hagel und Gewitter, Highlight: letzter Pass über 4350 m

 

Samstag, 25.9.2010 - Strecke: Bushcamp Pucara - Puno
Tag 54, ca. 160 km, 498 Hm, sonnig und warm, Highlight: Ankunft in Puno um 14h - für 160 km knapp 7 h inkl. Pausen